Chirurgie


Werksspital (3) Rümelingen

 

Rümelingen erlebte ab 1866 einen massiven Zuwachs seiner Bevölkerung: das Erzgeschäft "boomte".
1874 etablierte sich ein Arzt - Dr. Auguste FLESCH - im Orte, im gleichen Jahr richtete Henri SCHROELL die erste Apotheke im Ort ein. Auf diesem medizinischen Hintergrund versteht man das Projekt, eine Niederlassung von Krankenschwestern für Rümelingen zu erreichen und ein Spital für die Arbeiterfamilien zu schaffen.

Zusammen mit den kirchlichen Behörden bemühte sich der Industrielle Nicolas GONNER (1824-1908), in Rümelingen eine Niederlassung der 1849 in Niederbronn/ Elsass gegründeten Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser zu erhalten. Die den Schwestern 1874 zugewiesenen Räumlichkeiten im ehemaligen Brauhaus "a Minessen" erwiesen sich schnell als zu klein für ein Spital, mussten aber bis zur Fertigstellung des von Gonner in Angriff genommenen Neubaues beibehalten werden - 1876 endlich konnten die Schwestern mitsamt ihrer Miniklinik in diesen Neubau im Herzen der Ortschaft einziehen...

Allmählich wurden nicht nur Kranke und Verletzte aus den Gonner'schen Gruben aufgenommen, auch Patienten aus andern Gruben und Werken wurden im Hospital aufgenommen. Die Arbeiter hörten nicht auf, in das Erzbecken einzuströmen:
„Rümelingen, 28. Nov. Täglich treffen hier ganze Scharen von Italienern ein“ (Luxemburger Post vom 28.11.1899).

Da das Operationszimmer der Klinik zu klein und unzulänglich ausgefallen war und sich die Schwestern über das Fehlen einer Kapelle beklagten, war eine Erweiterung des Hospitales fällig. Des Wartens müde tätigten die Krankenschwestern 1899 auf eigene Kosten einen Anbau: Gonner hatte zwar das hierzu erforderliche Grundstück hergegeben, Eigentümerin dieses Anbaus aber war Schwester Geralda. Das neue Operationszimmer war geräumiger, liess aber immer noch jeglichen Komfort vermissen, da Rümelingen erst 1902 an ein öffentliches Wassernetz, und erst 1906 an eine öffentliche Gasversorgung angeschlossen wurde.

Mit dem Ende des 1.Weltkrieges ging es mit der Eisenindustrie in Rümelingen bergab: erst schloss die Fabrik (1918), dann das Zementwerk (1925). Die finanzielle Schieflage vereitelte die Neubaupläne - das alte "Minièr's Spëdôl" wurde durch die fehlenden Investitionen zunehmend in die Rolle eines Alters- und Invalidenheimes gedrängt.

1957 zogen die alten Leute zusammen mit den Schwestern in ein neuerbautes Altenheim, das am 10.8.1957 eingeweiht wurde. Wenn auch die (1913 gegründete) Rockefeller-Stiftung von New York die Stürme der Zeit überdauerte und heute eine der bedeutendsten medizinischen Forschungsstätten geworden ist, so hatte unser "Minetts-Rockefeller", wie Gonner manchmal betituliert wird, weniger Glück mit seinen medizinischen Ambitionen. Das Haus an der Place Gr.-Duchesse Charlotte (Ansichtskarte mit Ausschnitt, 1956) wurde "Crèche" und "Foyer de jour" und wurde schliesslich 1998 durch Neubauten ersetzt, in denen u.a. ein "Centre intégré pour pour personnes âgées" untergebracht ist.