Chirurgie


Staubinde

Tourniquet
Arterienpresse
Bell Benjamin 1802...
 

 

 

 

 

 

Die Kompression einer stark blutenden Ader erfolgte im ersten Anlauf chemisch:

a) indem man Blutgefässe mit Kupfervitriol verätzte;

b) Kompressen tränkte man mit Branntwein 

c) geläufig wurde ein Pilz eingesetzt: der (aufgeplatzte) Bovist, der, getrocknet, als blutstillende Wundauflage benutzt wurde, weswegen er "Fungus chirurgorum" (Pilz der Chirurgen) genannt wurde.

Erst wenn Chemikalien nicht habhaft waren und weder Fingerdruck, noch Umstechen*, noch Brennen halfen, erst dann legte der Chirurg einen Druckverband an. Der deutsche Wilhelm Fabry von Hilden (1560-1624) und Hans von Gersdorf sollen eine primitive Form des Garrot angewandt haben, ein Holzpflock, der unter eine Ligatur aus einem Haarnetz geschoben und abgedreht wurde.

 

*Die Erfindung der Massenligatur wird dem in Besançon tätigen Wundarzt Etienne Jean MOREL (1648-1710) zugeschrieben, der ein Knebel-Tourniquet 1674 bei der Schlacht von Besançon verwendet haben soll (Seerig AWH. Armamentarium chirurgicum oder möglichst vollständige Sammlung von Abbildungen und Beschreibungen chirurgischer Instrumente älterer und neuerer Zeit. Band I-II und Tafelband mit 145 lithographierten Tafeln. Breslau: A Gosohorsky 1838) - un simple lien circulaire, garrotté autour du membre au moyen d'un bâton. Morel appela cet instrument par conséquent un "garrot". (vgl. "la garrotte", das Würgeeisen).

 

"En 1674 au siège de Besançon, un chirurgien nommé Morel imagina de comprimer les vaisseaux sanguins par un appareil de sa fabrication : un garrot circulaire comportant une cheville dont on réglait la tension en la tournant sur elle-même, d’où le nom de tourniquet. Régulièrement perfectionné, cet appareil fut utilisé jusqu’au 19e siècle. Bien que l’hémostase dans les amputations des membres ait encore été améliorée par l’utilisation de tourniquets à vis, la mortalité suite aux infections resta élevée" (Musée).

 

Hatte Morel sein Gerät zur notfallmässigen Blutstillung benutzt, ersann der französische Chirurgen Jean Louis PETIT (1674-1750) ein Gerät, um es bei geplanten Amputationen anzuwenden. Sein Gerät komprimierte nicht mehr das gesamte Glied, sondern nur den stark blutenden Hauptstamm der Arterie. 1718 publizierte er die Abbildung seines Schraubentourniquets, von ihm "tourniquet à vis" genannt, mit dessen Hilfe man stufenweise die zu amputierende Extremität komprimieren konnte – Vorstellung des Instrumentes. Erste Ausführungen aus Holz, spätere aus Metall. (tornaculum, torquilar).

 

Heister hat das Gerät 1740 verbessert. Dennoch hatte ES eine sehr unangenehme Eigenschaft: die Tendenz, umzukippen.

"plus la pression est forte, plus la plaque supérieure s'élève, l'appareil devient trop haut pour sa base, le moindre choc le renverse, ou pendant l'opération par les mouvements du malade et la contraction des muscles, ou après, par quelque choc imprévu, ce qui occasionne souvent une hémorrhagie promptement mortelle" (H.V. Malan, Recherches sur un nouveau tourniquet, in: L'Esculape, gazette des médecins praticiens n°1 du 7 février 1841, p. 82)

 

Das Anlegen des Tourniquet war schmerhaft. Oft ging wertvolle Zeit verloren. Viele Chirurgen hielten Tourniquets für völlig überflüssig, ja, für gefährlich (Robert Liston, Bemerkungen über die Tourniquets, in: Edinbourgh medical surgical Journal, Jan. 1854, zit. in: Notizen aus dem Gebiet der Natur- und Heilkunde, 1824 S. 320). Erst im 18. Jahrhundert kam der Petit'sche Arterienabbinder in grösserem Masse in Gebrauch. Allzu heftig war oft die Blutung aus der angeschnittenen Extremität, wenn Blut zwar nicht zum Herzen zurückfliessen konnte, der Zufluss von arteriellen Blut aber durch eine ungenügende Kompression nicht wirklich unterbunden war. 

 

Exponat

Der Griff unseres Tourniquet ist identisch mit dem bei Anton Bum (1856-1925) "Therapeutisches Lexikon, f. Praktische Ärzte, Urban & Schwarzenberg, Wien, 1891" S. 51 abgebildeten Exemplar. Datierung daher um 1890).