Chirurgie |
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Aderlasslanzette (1) |
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Zu den Lanzetten Erste Lanzetten sind um das 15. Jahrhundert belegt (C.Keith Wilbur, Antique medical instruments, 2003 S.116). Lanzetten bestanden aus einem vorne spitz zulaufenden, doppelseitig symetrisch angeschliffenen Messerchen welches zwischen 2 Schutzblättern versteckt war. Diese Blätter bestanden vornehmlich aus Schildpatt oder Horn, konnten aber auch aus edlem Perlmutt sein. Form und Grösse der Lanzetten scheinen sich mit der Zeit kaum geändert zu haben.
Zu den Etuis Oft waren die Lanzetten zu mehreren in einem Etui (frz. chasse) aus Karton, Leder oder (ziseliertem) Silbermetall zusammengepackt, der mit einem Steck- oder einem Klappdeckel mit Scharnier versehen war (frz. lacet(t)ier). Warum sind Etuis aus Holz, Karton und Leder oft dermassen in Mitleidenschaft gezogen? Die Erklärung ist erstaunlich einfach: der Patient hielt sie in der Hand, als Ersatz für den oft nicht vorhandenen Aderlass-Stab – in der Rechten, wenn ihm Blut in der echten Ellenbeuge entnommen wurde und umgekehrt: "Pour faciliter la sortie (du sang), on donne à tenir le lancettier au malade, afin qu'en le tournant dans sa main, le sang passe plus vite, par le mouvement des muscles, des veines intérieures dans les extrémités" (Sue le jeune, Dictionnaire portatif de chirurgie, ou Tome IIIe du Dictionnaire de santé, Paris 1771, S. 669). Diese Anwendung der Schachtel hatte er textuell von François Moysan übernommen "On recommande au malade de tourner le lancettier dans sa main, afin que le mouvement des muscles fasse passer plus vite le sang des veines internes dans les externes" (Dictionnaire de chirurgie contenant la description anatomique des parties du corps humain, Paris 1767, S.456).
Zum Hersteller Die Instrumente der Chirurgen wurden durch die Bank von Messerherstellern fabriziert - die berühmtesten Ateliers befanden sich in Paris und in Langres. Der Reiz des hier vorgestellten Ensembles liegt in der Signatur eines der Messer: einem Kleeblatt. Damit steht der Hersteller fest: Pierre, Sohn von Guillaume VIGNERON. (La Coutellerie depuis l'origine jusqu'à nos jours, 1896). "Les manuscrits de Delamarre donnent la liste des maîtres couteliers (87) établis à Paris en 1680". Unter ihnen finden wir den Vater "unseres" Pierre VIGNERON, rue de la Coutellerie, au Trèfle, dessen Laden am Pont Saint-Michel lag. Verheiratet war der Vater mit Cathérine Trifain. "Guillaume Vigneron, coutelier installé rue de la Coutellerie à Paris, à l’enseigne de l’as de trèfle. Il marquait ses outils d’un trèfle".
Eines der bekanntesten Produkte des VIGNERON'schen Ateliers ist der auf das Jahr 1748 datierte "Exfoliatif dit d'Ambroise Paré" oder "élévatoire tripode" in der Sammlung des Musée Descartes in Paris.
Herkunft: Talence bei Bordeaux, 2015 |