Chirurgie


Skalpell (5)

Bistouri SAVIGNY
 

Exponat

Chirurgisches Messer mit einschlagbarer Klinge. Teile: Griff und Klinge (frz. manche resp. chasse, lame; engl. handle, blade). Bistouri des englischen Herstellers John Honoré SAVIGNY, 1820-50.

Länge aufgeklappt 13,9 cm; geschlossen 9,0 cm; Breite 1,1 cm; Dicke 0,4 cm.

Anschlagen der Klinge in einer 2 mm großen runden Vertiefung am Griff, kein Einrasten. Daher Datierung ins 1. bis frühe 2. Drittel des 19. Jh.

Länge der Klinge 7,8 cm.

Länge der scharf geschliffenen Klinge 4,1 cm

                 Tortoiseshell straight bistouri scalpel circa 1830/40.

                 Blade is not locking; maker marked.

Herkunft: Sofia / Bulgarien

 

Das bistouri führt in die Frühzeit der englischen Chirurgie zurück: John ABERNETHY (1764-1831), der ein verdauungsförderndes Biskuit erfand, Astley Paston COOPER (1768-1841), der als Erster die Bauchschlagader unterband, James SYME (1799-1870), der neue Techniken der Amputation ersann – als Erster setzte er in Schottland ein Bein in der Hüfte ab. Seine Tochter Agnes (1834-1893) heiratete den großen Chirurgen Joseph LISTER (1827-1912). Dass ein chirurgischer Eingriff eine nach menschlichem Ermessen sichere Behandlungsmethode sein kann, verdanken wir Lister. Ehe er im Jahre 1867 sein "antiseptisches Prinzip" aufstellte, war auch die kleinste Operation mit Lebensgefahr verbunden. Nicht immer kam es zu einer Sepsis, doch die ständige Ungewissheit über den Ausgang einer chirurgischen Behandlung war für die Zeitgenossen Listers umso quälender, als ihnen die Entdeckung der Äthernarkose (1846) und der Chloroformnarkose (1847) die Möglichkeit gegeben hatte, schmerzlos zu operieren. Man konnte größere Eingriffe wagen und stand zeitmäßig nicht mehr so unter Druck wie die Operateure des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Damals wurde ein Bein in 30 Sekunden amputiert! Gerade durch diese Erleichterung des Operierens wurde nun die Infektionsgefahr erhöht: Je länger der Chirurg mit seinen Fingern, seinen Instrumenten und Schwämmen im Körper des Patienten herumhantierte, umso weniger ließ sich die Infektion vermeiden, umso häufiger trat der septische Tod ein. Da man die wahre Ursache - die Übertragung von Bakterien als Krankheitskeime - nicht kannte, suchte man den Grund dafür in ungünstigen Einflüssen des Bodens oder der Luft (Miasmen), in der schlechten Konstitution oder der labilen Verfassung der Kranken. Aber auch die Enge und Unsauberkeit der Krankenhäuser war ein Thema.