Pharmazie


Apothekenflasche 1914

 

Die Hohenzollernapotheke von Heinrich LAURENTZ in der Lessingstrasse in Bonn gibt es nicht mehr. "Nur" Berlin, Bisingen, Gelsenkirchen, Hagen, Heidelberg, Köln, Krauchenwies, Ludwigshafen, München, Münster, Pforzheim und Spandau haben noch Hohenzollernapotheken - letzte Belege für die einstige Bedeutung dieses Herrscherhauses.

Zum Patienten
Frlein stud. Fröhlich - eine Studentin ...

Zur Flasche
16.6 cm hohe sechseckige Enghals-Flasche aus Braunglas, Verschluss mittels Stöpsel. Auf der Standfläche die Zahl 250 für den Flascheninhalt. Bis ins 19. Jahrhundert spielte die Form der Apothekerfläschchen eine entscheidende Rolle: runde Flaschen enthielten in erster Linie Tropfen, die geschluckt wurden. Sechseckige Flaschen hingegen enthielten Flüssigkeiten, die zur äußeren Anwendung gedacht waren.

Zum Inhalt
Am rechten Rand des Etiketts war der Inhalt der Flasche deklariert:

  • Hydr (argyrum) bichl(oratum) corr(osivum) 0.1
  • Ol. Ricin.
  • Glycerin aa 2,5
  • Aq(ua) coloniens(is) 50
  • Spir. 96%. 200

     

    Zu den Wirksubstanzen

  • Hydrargyrum bichloratum corrosivum. Aetzsublimat. "Man benutzt ihn gegen Syphilis sowie äußerlich bei Hautausschlägen, chronischen, rheumatischen und gichtischen Leiden. Es wirkt ungemein stark antiseptisch und findet daher in der Chirurgie und zur Desinfektion ausgedehnte Verwendung. Unter dem Namen Seračika verbraucht das serbische und rumänische Landvolk große Mengen Quecksilberchlorid zur Bereitung von weißem Präzipitat, welcher als Schönheitsmittel dient, und als Abortivmittel. Quecksilberchlorid wurde von Geber entdeckt und war zur Zeit des Basilius Valentinus (15. Jahrh.) schon Handelsartikel" (Meyers Konversationslexikon 1888).
  • Rizinusöl ist, neben seiner abführenden Wirkung, bekannt als äußerlich anzuwendendes Heilmittel - u. a. heilen Verletzungen oder Schrunden dadurch ungewöhnlich rasch.
  • Glycerin (aa: zu gleichen Teilen mit Rizinusöl). Aus Glycerin und Rizinusöl wird ein Emulgator, der Öl und Wasser zu einer Emulsion verbindet
  • Kölnisch Wasser und
  • Spiritus dienten als Lösungs- resp. Verdünnungsmittel.

    Die Ätzlösung konnte auf Wucherungen der Haut und der Schleimhäute getupft werden oder dem Badewasser zugesetzt werden (Rudolf Buchheim, Lehrbuch der Arzneimittellehre, Leipzig 1859 S. 288). Möglicherweise litt unser Fräulein Studentin an Kondylomen ...


    Mein Dank geht an die Gattin von Dr. Fritz TEICHNER / Wetzlar, die mir dieses interessante Fläschchen im Juni 2010 zusandte.