Zubehör


Flaschenwärmer (1), einfacher

 

Wozu im Himmels Christi Willen sollte man Muttermilch warm halten, kam sie doch "mundgerecht" aus der warmen Mutterbrust! Das in einer Zeit, als es noch keine Pulvermilch zu kaufen gab! Da fällt mir eine einzige Erklärung ein: abgepumpte Milch, die wieder auf Temperatur gebracht werden musste, bzw. Ziegenmilch, die man dem Kind einflössen wollte, ohne es an den Euter der Ziege zu legen !
Wärmen, ja, aber wozu warmhalten: warum die warme Milch nicht gleich verfüttern? Dazu könnte ich mir vorstellen, dass die Milch in der Küche (Erdgeschoss, Untergeschoss) zubereitet wurde und - in grossen, feudalen Haushalten, etwa Schlössern - über mehrere Etagen, über hohe Treppen und endlose Korridore, von der Kinderfrau ins Säuglingszimmer getragen wurde. Um zu verhindern, dass die Milch auf diesem langen Transportweg allzusehr auskühlte, steckte man die Flasche/n in den Flaschenwärmer ...


Wie aber die Milch warmhalten? In Nîmes wurde im 18. Jh. eine Art Thermosflasche entwickelt, bei der Milch in einem zentralen Rohr von einem Mantel heissen Wassers umgeben war - ein technisch aufwendiges Werkstück (Exemplar im Pharmaziehistorischen Museum Basel). Ein pfiffiger Tüftler kam im 18. Jh. auf die ebenso einfache wie wirkungsvolle Idee, die Babyflaschen warm zu halten, indem er eine Vertiefung in eine handelsübliche Bettflasche einfügte, in die er etwas Wasser füllte und das Ludel in dieses von der warmen Bettflasche aufgewärmte Wasser hineinstellte - nach dem Prinzip des "Bain-Marie".


Gefahr des stundenlangen Warmhaltens: die Entwicklung hoher Konzentrationen an pathogenen Keimen in der Milch, sprich die Häufung von Durchfallerkrankungen beim Säugling: bei Zimmertemperatur bleibt Muttermilch nur bis zu acht Stunden frisch, danach ist sie für die Ernährung Neugeborener nicht mehr geeignet.

Bezeichnung. In Sachsen-Anhalt und in der Schweiz wird die Aussparung für die Babyflasche "Ludelloch" genannt.

 

Exponat
Vorgestellt werden zwei Flaschenwärmer aus Lothringen:
- der untere ist aus Zinn und hat eine Vertiefung von 4.5 cm.
- der obere, grössere, ist aus Kupfer und hat eine Vertiefung von 6.5 cm.