Zahnheilkunde


Vulkanisierkessel

Lewis Vulcanizer 1903

 Kessel von 1903 

 

 

  Die Verarbeitung von Kunststoffen zur Anfertigung von Teil- und Vollprothesen hat in der Zahntechnik eine lange Tradition. Bis in die 30er-Jahre wurde die Vulkanisation von Naturkautschuk als Verfahren für die Herstellung von Prothesenbasen verwendet. Dazu diente der hier gezeigte Vulkanisationskessel.

 

Vorgehensweise

"Die geschlossene Küvette wird in den Vulkanisierkessel eingesetzt. In den Kessel wird so viel Wasser gefüllt, daß der Deckel der Küvette noch von Wasser bedeckt ist. Ist der Deckel des Vulkanisierkessels dicht aufgesetzt, wird durch eine große Gas- oder Spiritusflamme der Kessel langsam erhitzt. Dabei ist darauf zu achten, daß zuerst das Sicherheitsventil geöffnet ist, bis das Wasser im Kessel zum Sieden gekommen ist und Wasserdämpfe entweichen. Durch den entströmenden Dampf wird die im Kessel enthaltene Luft größtenteils mitentfernt, so daß dann später hauptsächlich Wasserdämpfe den Kessel füllen. Nachdem 2-3 Minuten Dampf abgeströmt ist, kann das Ventil geschlossen werden, und der Kessel wird weiter auf 160 bis 170° erhitzt. In etwa 20-40 Minuten darf der Kessel auf die Temperatur von 160-170° gebracht werden. In dieser Höhe bleibt der Kessel etwa 1 bis anderthalb Stunden, je nach Kautschukfabrikat. In den meisten Fällen ist am Vulkanisierkessel ein Manometer eingebaut (nicht in unserem Falle) mit automatischer Regulierung der Gaszufuhr" (Georg Blessing, Grundriß zum Studium der Zahnheilkunde: Die Ƶahnärztliche Staatsprüfung, Springerverlag 1926 S. 245).

 

Erst 1936 kam durch den Zahntechniker Gottfried Roth der große Durchbruch für Kunststoffe in der Zahnmedizin. Roth vermischte gemahlenes Plexiglaspulver mit Monomerflüssigkeit zu einem Teig und brachte diesen in eine Gipshohlform ein, um ihn anschließend zu erhitzen. Dieses Verfahren aus Polymethylmethacrylat (PMMA) und flüssigem Methylmethacrylat (MMA) brachte erstmals funktional und ästhetisch brauchbare Ergebnisse. Hierbei kam zunächst die Verarbeitung in der Stopf- und Presstechnik zum Zuge. Heute kommen komplexe, hochmodulare Verbundkunststoffe zum Einsatz. Die Basis bilden die Monomere, die über Katalysatoren und Initiatoren in den polymeren Zustand gebracht werden. Füllstoffe, Pigmente und Additive sorgen dann noch für spezielle, charakte-ristische Eigenschaften. Bei der Herstellung von Vollprothesen in der Gießtechnik hat die Auswahl des Küvettensystems entscheidenden Einfluss auf die erzielbare Präzision.

 

Exponat

Kessel der amerikanischen Fa. Buffalo Dental Manufactoring Company, mit Thermometer, aber ohne Manometer. Einer Anzeige im "The Dental Summary" vom 23.12.1903 zufolge, die exakt diesen Kessel abbildet, ist der Apparat von 1903.

 

Zum Hersteller

Theodor Garwood LEWIS wurde am 14.12.1836 in Burlington / Vermont als Sohn eines Zahnarztes geboren. 1844 zog die Familie nach Buffalo, wo Theodor als Zahnarzt, ab 1867 als Industrieller lebte. Er starb am 28.11.1920. Die Nachkommen leiten noch heute das Unternehmen, das sich auf den Handel verlegt hat und die Herstellung von Instrumenten 1958 einstellte.

"We started in downtown Buffalo in buildings that no longer exist. The Civil War had just ended and dentistry was slowly emerging as a profession when 19 Buffalo dentists decided they needed a local outlet for supplies and equipment. They selected four members of the Buffalo Dental Association to open a factory and retail store for their convenience. In 1867, Dr. Theodore G. Lewis and his partners - Drs. George E. Hayes, Benjamin T. Whitney and George B. Snow, a former dean of the University of Buffalo's Dental School -opened a shop on North Division Street and a factory at the corner of Court and Pearl streets. Over the years, the company's name and location have changed many times. It suffered a disastrous fire in 1891 and sold its manufacturing operation in 1958" (Ted Lewis, president of Buffalo Dental from 1963 to 1990 and grandson of one of the company's founders. Internet).