Zahnmedizin


Tretbohrer, 1939

bohrer
 

 

1871 wurde die erste Fusstretbohrmaschine eingeführt, abgeleitet von einem alten Spinnrad. Die «Volkskrankheit» Karies konnte nun erfolgreicher behandelt und die Schmerzen während des Eingriffs gemindert werden.  Auch die Chancen für die Zahnerhaltung stiegen nun signifikant an.

 

Zur Firma W&H

Die Bezeichnung W&H auf dem Pedal steht für die Familiennamen der beiden Unternehmensgründer, Jean Weber und Hugo Hampel. Die beiden Feinmechaniker gründeten 1890 in Berlin eine Firma – sie erzeugten die ersten in Europa hergestellten mechanisch betriebenen Hand- und Winkelstücke! 1895 stellte W&H ein Universalhandstück mit verstellbarer Kopfneigung her, um einen optimalen Zugang zur Behandlungsstelle zu bekommen.Von 1920 bis 1930 kam es zu betrieblichen Umstrukturierungen. W&H wurde ein Teil der Degussa und erlangte mit deren weltweitem Vertriebsnetz internationale Bedeutung. Seit 1944 ist das Unternehmen in der Gemeinde Bürmoos im österreichischen Bundesland Salzburg ansässig. Der nunmehr weltweit agierende Familienbetrieb zählt zu den führenden Herstellern zahnmedizinischer Instrumente und Geräte.

 


Exponat

Obwohl es seit den 1870er Jahren elektrisch angetriebene Bohrer gab (Der US-Amerikaner George GREEN hatte am 26. Januar 1875 das Patent auf den ersten elektrisch betriebenen Bohrer erhalten) entwickelte die Fa. W&H noch 1939 (!) eine Fußtretbohrmaschine mit Lederriemenantrieb (sog. Schnurantrieb). Warum so spät eine so antiquierte Machine? Mit Hilfe dieser Maschine konnten unter Kriegs-bedingungen - unabhängig vom Strom - zahnmedizinische Behandlungen vorgenommen werden – an der Ostfront, der Westfront. Nach Kriegsende waren elekrische Bohrer Mangelware. Da wurden die guten alten Tretbohrer aus den Wehrmachtsbeständen hervorgekramt …

 

"Die Geräte waren verbreitet, denn sie stammten aus Militärbeständen, da sie unter Frontbedingungen gut verwendbar gewesen waren. Sie brauchten keinen Strom. Es war eine Quälerei, denn der Zahnarzt mußte mit einem Fuß wippend antreiben, und oben mit ruhiger Hand den Bohrer führen" (Jörgen Bastian, Geschichte und Geschichten zwischen Schacht und Kuhgespann: Eine Kindheit in Nord-Thüringen, 2016).