Antike


Star(?)-Nadel

 

Nadeln können nur dann als medizinische Instrumente gedeutet werden, wenn sie im Zusammenhang mit andern, eindeutig medizinischen Zwecken dienenden Instrumenten aufgefunden werden. Grundsätzlich sinf Nadeln mit Oehr, die zum Nähen von Wunden benutzt wurden, zu unterscheiden von Nadeln ohne Oehr. Die Verdickung der Nadel, die Milne (*) an der Spitze vermutet "round the tip", diese Verdickung befand sich natürlich am Griff, damit dieser fest in der Hand lag. In einem Grab in Reims, dessen Salbenstempel und Kollyren das Grab eindeutig als letzte Ruhestätte eines Augenartes charakterisieren, fand man ein Set bestehend aus 9 Nadeln aus Stahl, die auswechselbar waren - damit den Skalpellen im Prinzip ähnlich, deren Messer ebenfalls auswechselbar waren. Man muß Hohlnadeln unterscheiden von soliden Nadeln. Letzteren dürften Starnadeln darstellen, die benutzt wurden, um die getrübte Linse aus der optischen Achse des Auges zu drücken. Hohle Nadeln deuten darauf hin, daß man versuchte - wenn auch ohne sonderlichen Erfolg - die Linse aus dem Auge herauszusaugen (Saugen mit dem Munde ?), eine Technik, die auch die Araber später versuchten und bald wieder aufgaben, da ergebnislos...


Vorgestellt wird eine Nadel (Länge ü.a. 115 mm, Länge Griff 24 mm, max. Dicke 10 mm), die möglicherweise medizinisch genutzt wurde: an unserer "Starnadel" fehlt allerdings jene, unterhalb der Spitze angebrachte kugelförmige Verdickung, wie man sie an dem silbernen Instrument von Meyer-Steinegg (**) (Tafel VIII fig 10) findet, die ein unbeabsichtigtes Eindringen der Nadel verhindern sollte!
Vermutlich handelt es sich um eine (banale) Haarnadel (acus comatoria).

(*) J.St. Milne, Surgical instruments in Greek and Roman Times, 1907 (Nachdruck 1970) S. 20ff.
(**) Th. Meyer-Steinegg, Chirurg. Instrumente des Altertums, Jenaer Med.hist. Beitr. 1, 1912 Tafel VIII fig 10