Innere Medizin


Blutdruckgeräte (1) n. PACHON

Oszillometer, um 1930 

1830 erkannte Richard BRIGHT (1789-1858) - am hypertrophierten Herzmuskel - den Hypertonus bei Nierenkrankheiten.
1871 beschrieb Ludwig TRAUBE (1818-1876) die gleichen Herzmuskelveränderungen bei Patienten OHNE Nierenpathologie.
1874 als Nächster untersuchte der junge englische Arzt Frederick MAHOMED (1849-1884) mit einem selbstkonstruierten Sphygmographen die Blutdruck- verhältnisse bei Nierenkranken und publizierte die Ergebnisse 1874.
1876 Bekannter wurden die Arbeiten von Siegfried Samuel Karl Ritter von BASCH (1837-1905), der 1876 auf unblutige Weise den Blutdruck mass. Doch sollte das Verfahren erst um die Jahrhundertwende Eingang finden in die Praxis.

Scipione RIVA-ROCCI (1863-1937) aus Padua war in Turin Assistent an der Medizinischen Klinik von FORLANI, habilitierte sich 1894 in Pathologie und wurde 1900 Direktor des Ospedale Civico in Varese. 1907 habilitierte er in Pavia in Kinderheilkunde und wurde 1908 daselbst zum Professor ernannt. 1896 gab er ein Sphygmomanometer zur unblutigen Blutdruckmessung an, welches mit einem aufblasbaren Ballon versehen war das bis heute mit seinem Namen verbunden ist. 1901 entdeckte Harvey CUSHING (1869-1939) dieses Gerät auf einer Italienreise, verbesserte es für die klinische Anwendung und popularisierte es.

1906 wurde von einem gew. Heinrich von RECKLINGHAUSEN (1867-1942) ein Oszillometer angegebenen, bei dem das hochgiftige Quecksilber durch eine Sprungfeder ersetzt war. Es wurde 1909 technisch verbessert durch M.V. PACHON (1867-1938), dessen ebenso kompliziertes "Oscillomètre" in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bei uns weit verbreitet war.

Michel-Victor PACHON wurde am 26 Mai 1867 in Clermont-Ferrand geboren. Nach seinem Medizinstudium wurde er 1895 "agrégé de physiologie à la faculté de médecine de Bordeaux". 1904 wurde er zum "Maître assistant à la faculté de médecine de Paris" ernannt, in der Abteilung der Professoren Charles RICHET und Emile GLEY. In seinem Pariser Laboratorium erforschte er den Puls bei kleinen Tieren und studierte die Oszillometrie, d.h. den unteren und oberen Wert, zwischen denen der arterielle Druck in den Gefässen schwankt. Um 1910 entwickelte er ein eigenes Oszillometer, mit dem er diese Schwankungen messen konnte. Von 1911 bis zu seiner Emeritierung war PACHON Professor für Physiologie an der Medizinischen Fakultät Bordeaux. Er starb 1938 und wurde in Aubière beigesetzt - die med. Fakultät Bordeaux II trägt seit kurzem seinen Namen.

1911 wurde der essenzielle Bluthochdruck (im Gegensatz zum nephrogenen Hypertonus) von Alfred Erich FRANK (1884–1957) beschrieben. Das routinemässige Messen des Blutdruckes in der Sprechstunde wurde ab dieser Zeit zum Standardeingriff, wurden nicht nur die Nierenpatienten gemessen...

"Aus dem Escher Notizbuch. Diebstahl aus PKW in Esch. In der Zeit vom 23.11. bis 25.11. 43 wurde aus einem Personenkraftwagen eines Arztes, während des Patientenbesuches, 1 Blutdruckmeßapparat, Marke „Pachon", entwendet. Der Apparat befand sich in einem schwarzen Holzköfferchen, Größe 22x16x8 cm, und besteht aus einem Manometer, Doppelmanschette mit 2 roten Gummischläuchen und einer etwa 20 cm langen Luftpumpe.Vor Ankauf wird gewarnt. Zweckdienliche Angaben, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, nimmt die Kriminalpolizei Esch-Alzig, Bahnhofstraße 30, Ruf 25 11, entgegen" (Luxemburger Wort vom 29.11.1943).

Ausgestellt ist ein von der Fa. G. Boulitte in Paris, 15-21 r. Bobillot konstruiertes Oszillometer. Cf. Exponat des Sheffield Museum of Anaesthesia www.shef.ac.uk/~a/museum/Oscillometre.html