vaginal


Scheidendiaphragma (1) "RAMSES"

Blechdose, 75 mm Durchmesser 

 

 

        1873 hatte der amerikanische Senat die sog. „Anthony Comstock law“ verabschiedet, ein puritanisches Gesetz, das jegliche Form von Kontrazeption verbot – und erst 1965 offiziell aufgehoben wurde! Wie sollten sich amerikanische Bürger schützen? Indem sie vorgaben, sich gegen Geschlechts- krankheiten schützen zu wollen! Erst nach der Liberalisierung der Praeservative in den 30er Jahren konnte das RAMSES-Condom patentiert werden…

 

1865 wurde Julius SCHMID in Schorndorf bei Stuttgart / Deutschland geboren. Mit 17 Jahren wanderte der Jude nach New York aus. Da er halbseitig gelähmt war und an Krücken ging, musste er sich mit niedrigen Diensten begnügen, und fand Arbeit in einer Firma, die Wurstpellen und Abdeckungen für Einmachgläser herstellte. Hier wusch er fleissig Tierdärme und nahm gelegentlich Därme mit nach Hause - ein Appartment in der 46. ave (damals Prostituierten- viertel von Manhatten) – um daraus „skins“, Kondome herzustellen. 1883 erwarb SCHMID eine kleine Fabrik, in der Abdeckfolien für Einmachgläser aus Tierhäuten hergestellt wurden. Nach 5 Jahren kam ihm die Idee, die Maschinen umzubauen, und maschinell Kondome herzustellen – seine alte Leidenschaft. Da das amerikanische Gesetz die Praeservative verbot, verkaufte sie unter der Hand – ab 1890 ein lukratives Geschäft. 1890 wurde er wegen Verstoss gegen das Antikonzeptionsgesetz verhaftet. Nach seiner Entlassung sammelte er Geldmittel, um die Julius Schmid Inc. zu gründen – jetzt erst recht! Um das Gesetz zu umgehen, bot er seine Praeservative als "French goods and medicines" an, als Vorbeugende Mittel gegen Geschlechtskrankheiten.
1900 adoptierte er das pflegeleichtere Gummi für die Praeservative – die Tierdärme (Appendices von Schafen) mussten kosten- und arbeitsaufwendig entfettet und gesalzen, dann in einer Salzlake aufbewahrt werden und zersetzten sich nach einigen Wochen.
Ab 1914 kamen die US-Soldaten an der Westfront in Berührung mit der Syphilis, und mit westeuropäischen Kondomen. Hocherfreut über diese „Erfindung“, machten sie in der Heimat Stimmung für die „skins“: 1918 wurden Praeservative in den USA offiziell erlaubt – als Schutzmittel gegen Syphilis. Dennoch hatten 10% der Soldaten Syphilis erwischt. 1938 änderte die US-Armee ihre Taktik und empfahl die Praeservative als „normales Reisegepäck“ im Tormnister der GI’s.
Das Geschäfte florierte. 1955 übergab der nun 77jährige millionenschwere Julies SCHMID die Geschäftsführung an seine beiden Söhne Julius junior und Carl.

Ab 1923 diversifizierte SCHMID seine Produktpalette und bot nun, ausser Kondomen, auch Diaphragmen an "whose design was similar to the Mensinga's" (zit, A. Tone, Devices & desires, New York 2002, S. 127).

 

Es sei an dieser Stelle auf den besonderen Einfluss liberaler Juden bei der Propagierung von Kontrazeptiva hingewiesen:

- der Verkauf von Kondomen und Diaphragmen in New York durch den "entrepreneur" Morris Glattstine um 1878,

- die industrielle Produktion von "sheets and rubbers" durch SCHMID in der Belle Epoque,

- die Spirale nach GRAEFENBERG in den 20er Jahren,

- die Pille von PINCUS in den 60er Jahren.

 

Margaret Sanger (1883-1966) kämpfte für legale Empfängnisverhütung und wurde deswegen mehrfach angezeigt und verhaftet. 1921 gründete sie die American Birth Control League (Amerikanische Liga für Geburtenkontrolle), die das Bundesgesetz von 1873 bekämpfte, nach dem jegliche Information über Verhütungsmittel strafbar war. Der Begriff Geburtenkontrolle wurde von ihr geprägt. Zusammen mit ihrer Schwester Ethel Byrne errichtete sie in den USA die erste Klinik für Geburtenkontrolle. 1931 erschien ihr Buch My fight for birth control. Ab 1914 gab sie die Aufklärungszeitschrift The Women Rebel heraus. Sie organisierte den Internationalen Kongreß für Geburtenkontrolle 1925, aus dem 1942 die Organisation Planned Parenthood (Geplante Elternschaft) und später die deutsche Organisation Pro Familia hervorging.

Diaphragmen machten 1930 Gerichtsgeschichte als Margarethe SANGER bei einem japanischen Chirurgen eine Charge Diaphragmen bestellte, die bei ihrer Ankunft im New Yorker Zollamt beschlagnahmt wurde - Kontrazeptive waren nun mal laut Comstock-Gesetz verboten! Die Gerichte gaben Frau SANGER Recht - das gehasste Comstock-Gesetz von 1873 war angeknackst und wurde 1936 vom Appellationsgesetz ganz aus dem Weg geräumt...

Der Name RAMSES ist Ausdruck der Aegyptomanie des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Was SCHMID vermutlich nicht wusste, ist … dass RAMSES II nicht weniger als 150 Kinder zeugte! 1962 wurde sein Unternehmen vom Konkurrenten London Rubber aufgekauft. Das alte Vertriebsnetz blieb erhalten. So werden noch heute Diaphragmen unter dem Namen Schmid vertrieben:

The KORO-FLEX® Arcing Spring Diaphragm is manufactured by London International and distributed through Schmid Laboratories. Sizes are 60mm through 95mm in 5mm increments.

The KOROMEX® Coil Spring Diaphragm is manufactured by London International and distributed through Schmid Laboratories. Sizes are 50mm through 95mm in 5mm increments.