vaginal |
||
Scheidendiaphragma (2) |
||
Das Diaphragma ist eines der ältesten Verhütungsmittel der Welt. Im Mittelalter schoben sich die Frauen eine Zitronenscheibe in die Scheide, in Osteuropa diente noch bis ins 20. Jahrhundert eine ausgepresste Zitronenhälfte als Diaphragma, wobei die Zitronensäure vermutlich als Spermizid wirkte.
Der niederl.-dt. Arzt Wilhelm Petrus Johannes MENSINGA [er schrieb gelegentlich unter dem Pseudonym Carl HASSE] (1836-1910), Landarzt in Flensburg, entwickelte gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Kappe "zur fakultativen Sterilität" aus Gummi. Er hatte seine Frau nach der Geburt des dritten Kindes durch Kindbettfieber verloren und wollte unter dem Schock dieses Ereignisses eine Methode entwickeln, die es Frauen ermöglichen sollte zu bestimmen, wann und wieviele Kinder sie bekommen würden.
Anwendung - In Holland wurde das Diaphragma zur äusserst beliebten Form der Kontrazention. Dies führte alsbald zur angelsächsischen Bezeichnung des Diaphragmas als "Dutch cap". - In Belgien, wo eine sehr restriktive Antikonzeptions-Gesetzgebung herrschte, wurde das Diaphragma nach 1952 durch den Arzt Jo BOUTE propagiert: - 1965 ist Dr. Jorge BOUTE (1922-2000) Gründungsmitglied der "La Famille Heureuse" in Mons. Ähnliche Zustände in Frankreich: "En France, la loi de 1920, qui avait pour but d'inciter à la natalité après les pertes en vies humaines à la suite de la Première Guerre mondiale, interdisait à la fois l'interruption de grossesse et la contraception. Les pionniers du "Mouvement Français pour le Planning Familial" durent importer clandestinement à partir de l'Angleterre les diaphragmes, seuls moyens contraceptifs féminins à l'époque" - Import der Diaphragmen aus England.
In Luxemburg setzten sich ab 1966 die Ärztes Robert ANGEL, Henri CLEES, M.P. Molitor-PEFFER und J.P. PUNDEL für die Liberalisierung der Kontrazention ein. Vermutlich wurden auch die ersten "luxemburger" Diaphragmen aus den USA importiert - auch in Luxemburg hatte die Sabena Landungsrechte...
Zur AIDSbekämpfung waren die Diaphragmen völlig ungeeignet. Und so verschwanden sie allmählich vom Markt, als diese Seuche sich auszubreiten begann. Die Firma ORTHO DIAPHRAGMA produziert die Pessare unbeirrt weiter.
Exponat In meiner 25jährigen Praxistätigkeit habe ich nur zwei Diaphragmen gesehen - sie gehörten beide amerikanischen Touristinnen: - ein Exemplar wanderte in meine Sammlung, - das andere war "top secret", da es auf beiden Seiten ein Dutzend Unterschriften von "Exlovers" trug - es blieb verständlicherweise Eigentum der jungen Dame. Früher schrieben die Männer die Namen aller Frauen, mit denen sie eine engere Bindung hatten, in ihren Hosenlatz, heute signieren sie das Diaphragma...
Lit.: Kolhorst, Christa, Dr. Wilhelm Mensinga, in: Kleine Reihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte Nr. 12, 56-78, 1985. |