Laborgerätschaften


Mikroskope (1)

Tischmikroskop ohne Spiegel, um 1850

 

 

   Um 1675 baute der holländische Tuchhändler und Amateurnaturforscher Antony van LEEUWENHOEK (1632-1723) aus Delft ohne jegliche wissenschaftliche Vorbildung seine "einfachen Mikroskope", deren Linsen er selber schliff. Von grosser Neugier getrieben betrachtete er alles, was ihm in die Hände fiel, so Haare, den eigenen Zahnstein und Wassertropfen aus Pfützen: 1683 beschrieb er die ersten Mikroorganismen als "kleine Wesen" - Infusionstierchen und Bakterien, und bildete sie ab. In laienhaft naiven Briefen an die Royal Society kündete er von der neuen Dimensionen menschlicher Erkenntnis: seine Apparatur schaffte immerhin eine Vergrösserung von x270 und übertraf damit alle Geräte seiner Zeit. Bis zu seinem Tode entwickelte der Autodidakt an die 400 Geräte. Erwähnen wir als Kuriosum daß Leeuwenhoek in hohen Alter Torwächter des Rathauses zu Delft war, ein wahrhaft prominenter Portier ...

 

Gegen Ende des 17. Jh. kam das zusammengesetzte, horizontal gelagerte Durchlicht-mikroskop auf - eine Erfindung BONANNI's: neben der üblichen Anordnung mit Einblick von oben entstanden schon früh andere Anordnungen. Filippo BONANNI (1638-1725), ein Jesuitenpater, baute schon 1691, also zur Zeit Hooke's und Leeuwenhoek's ein Mikroskop in horizontaler Anordnung mit aufwendigen Beleuchtungssystem, mit Kondensor und 2 Trieben. Diese horizontale Lagerung war anfänglich durch das direkte Anpeilen der Sonne als Lichtquelle erforderlich. Später wurde das Licht einer Kerze angepeilt.

 

Mit solch primitiven Instrumenten wurde u.a. die erste mikroskopische Diagnostik des Urinsedimentes betrieben durch Männer wie PEIRESCIUS von Gassendus (1592-1655), Domenico PANAROLI (1652), Robert HOOKE (1634-1703), LEEUWENHOEK (1695), Joseph-Thaddäus KLINKOSCH (1734-1778) oder dessen Schüler Joseph-Wenceslaus TICHY ("De arenulis in lotis adparentibus ut infallibili salutaris morborum eventus signo prognostico, Prag 1775), die kristalline Ablagerungen im getrockneten Sediment beschrieben. Zellige Elemente wurden erst im 19. Jahrhundert nachgewiesen ...

 

Exponat

Das hier vorgestellte Mikroskop entspricht in seiner Grundbauart dem horizontalen, noch spiegel- und kondensorlosen Typus. Die Komplexität seines Linsensystems aber spricht für eine späte Datierung, vermutlich in die Mitte des 19. Jh.

 

 

Zum Objektträger

Philippo BONANNI (abweichende Schreibweise: Filippo BUONANNI) beschrieb 1691 in seiner "Micrographia Curiosa" den ersten Objektträger: eine Schiene aus Elfenbein mit vier Öffnungen, in die Präparate zwischen zwei dünne Glimmerplatten montiert wurden und mittels Metallring festgehalten wurden. Um ein Fixieren der Objektträger an diesem Mikroskop zu ermöglichen, baute er eine Federhalterung, die das Präparat gegen eine durchlochte Messingplatte drückte. Diese Konstruktion wurde später nach ihm benannt: "Bonanni spring stage".