Naturmedizin


Flussperlmuschel

Muschel aus dem Nachlass meines Grossvaters 

Perlen halfen, Art und Ausmass von Verdauungsstörungen zu diagnostizieren: mit Eiweiß- überzügen versehene Perlen liess man auf natürlichem Wege den Darm passieren und stellte dann die Art und den Grad der Verdauung fest (Einhorn’sche Fadenprobe, in: Otto Dornblüth, Klinisches Wörterbuch 1927).

Flussperlen wurden im Mittelalter empfohlen zur Therapie von Herzschmerzen. Unter Herzschmerz fiel nicht nur der Herzinfarkt, sondern auch das Völlegefühl, Über- anstrengung, Herzklopfen oder Lebererkrankungen (“die Leber versorgt das Herz mit Blut”). Dagegen also halfen Muskat, Gold, Margariten-Perlen, Knochen des Herzens eines Hirschen und, last not least, Amber.

Das erste Buch über bayerische Perlen, verfasst vom Münchner Stadtarzt Malachias GEIGER (1606-1671), Spross einer auch in politischer Hinsicht interessanten Mediziner-Dynastie. GEIGER betonte in seinem Werk die – heute beispielsweise in China noch übliche – medizinische Verwendung pulverisierter Perlen der Margaritifera margaritifera:
„Bayerische Perlen sind nicht nur zum Frauenschmuck bestimmt“, heißt es im Vorwort, sondern hielten – wie er selbst an den kurfürstlichen Krankenhäusern in München erprobte – auch im medizinischen Gebrauch den asiatischen und amerikanischen die Waage.
In abgelegenen Naturgebieten wurden die Muscheln früher gezogen - das Perlen halfen, Art und Ausmass von Verdauungsstörungen zu diagnostizieren: mit Eiweißüberzügen versehene Perlen liess man auf natürlichem Wege den Darm passieren und stellte dann die Art und den Grad der Verdauung fest (Einhorn’sche Fadenprobe, in: Otto Dornblüth, Klinisches Wörterbuch 1927). Flussperlen wurden im Mittelalter empfohlen zur Therapie von Herzschmerzen. Unter Herzschmerz fällt nicht nur der Herzinfarkt, sondern auch das Völlegefühl, Überanstrengung, Herzklopfen oder Lebererkrankungen (“die Leber versorgt das Herz mit Blut”). Dagegen also helfen Muskat, Gold, Margariten-Perlen, Knochen des Herzens eines Hirschen und Amber.

Das erste Buch über bayerische Perlen, verfasst vom Münchner Stadtarzt Malachias GEIGER (1606-1671), Spross einer auch in politischer Hinsicht interessanten Mediziner-Dynastie. Geiger betonte in seinem Werk die – heute beispielsweise in China noch übliche – medizinische Verwendung pulverisierter Perlen der Margaritifera margaritifera: „Bayerische Perlen sind nicht nur zum Frauenschmuck bestimmt“, heißt es im Vorwort, sondern hielten – wie er selbst an den kurfürstlichen Krankenhäusern in München erprobte – auch im medizinischen Gebrauch den asiatischen und amerikanischen die Waage.

Die Perlfischerei war lange Jahre ein marginales, den Muschelbestand nicht gefährdendes Moment. Folgende Begebenheit aber gab in Oberfranken im Jahr 1729 den Anstoß zur intensiven Aufnahme der Perlfischerei: in diesem Jahr erkrankte einem Bauern in Fohrenreuth (bei Rehau) ein Ochse an einer Augenkrankheit. Der Bauer erhielt den Rat, Muscheln zu brennen und zu pulverisieren und dieses Pulver dem Ochsen in das kranke Auge zu blasen. Die Kinder des Bauern holten dazu Muscheln aus der Grünau (heute Perlenbach) und fanden in ihnen weiße, runde Kügelchen, mit denen sie spielten. Dadurch wurde die Sache bekannt. Der Besitzer des Fischwassers, ein Herr von Beulwitz, übergab die Perlen seinem Landesherren und machte ihn auf das zahlreiche Vorkommen der Perlmuscheln aufmerksam. Der Markgraf Karl Georg Friedrich besuchte 1730 den Perlenbach und im Jahr 1731 wurden erste Verordnungen zum Schutze der Muscheln und zur Förderung der Perlfischerei erlassen.

Zur Zeit der deutschen Kleinstaaten und Fürstenhöfe im 18. Jahrhundert wurde sie teilweise gezielt angesiedelt und mit drakonischen Strafen geschützt, so im Odenwald und in der Eifel - z.B. im nach ihnen benannten Perlenbachtal in der Eifel. Dabei enthalten weniger als 4% der Muscheln eine Perle, nur jede 600te eine "schöne" Perle!

Die hier vorgestellte Muschel stammt aus dem Erbe meines Grossvaters, der sie vermutlich bei einem seiner Fischereigänge aus der Our gezogen hat. Gefährdungsgrad: in der Roten Liste von 1999 als „ausgestorben oder verschollen" (RL 0) eingestuft. Aufgrund von Wiederfunden jüngeren Datums in der Eifel fiele ihr heute der Status „vom Aussterben bedroht" (RL 1) oder eventuell auch der Status „durch extreme Seltenheit gefährdet" (RL R) zu. Die Muschel ist äusserst selten - sie steht unter Naturschutz, darf weder eingesammelt noch besessen werden - soll ich mein Exemplar etwa wegschmeissen?