Chirurgie


Sterilisier-Trommel (1)

 

 

Der Chirurg brauchte, zum sterilen Aufbewahren von Instrumenten und von Verbandsmaterial, Kästen, die im Autoklav dampf-sterilisiert werden konnten. In diesem Sinne brachte die Firma ADNET nach dem 1. Weltkrieg Kästen aus Weissblech (z.T. vernickel) in den Vertrieb mit einem Deckel, der mittels Bajonett-Verschluss abdichtete. Im Deckel gab es einen Kranz verschliessbarer Öffnungen. Abbildung bei Rehm S. 167.

 

Lit.: P.L. REHM, Nouvelle Encyclopédie pratique de Médecine et d'Hygiène, Quillet Paris 1922.

Chirurgie


Sterilisier-Trommel (2) n. KONRICH

Schimmelbusch Trommel

Trommel n. KONRICH, 1938

 

 

 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es durch die ersten Desinfektionsverfahren des Nahtmaterials, die der englische Chirurg Joseph Lister (1827-1912) mithilfe von Karbolsäure (1867) und später der deutsche Chirurg Curt Schimmelbusch (1860–1895) mit Wasserdampf-sterilisation (1889) einführten, zu einer wesentlichen Verbesserung der chirurgischen Nahttechnik - erstmals konnten nun Wundinfektionen verhindert werden.

 

  

   Die von Schimmelbusch unter Ernst von Bergmann in Berlin erarbeiteten Beiträge zur Entwicklung und wissenschaftlichen Begründung mechanischer Sterilisationsmethoden machen den jungen Preußen weltberühmt. Seine für die Dampfsterilisation entwickelten Behälter und nach ihm benannten „Schimmelbusch-trommeln" werden für Instrumente, Verbandstoffe und OP-Wäsche genutzt. Das Prinzip der Schimmelbuschtrommeln hat auch heute noch seine Gültigkeit und stellt nach wie vor die Basis für die Entwicklung von Containern und Containersystemen dar. Die Einführung des Autoklaven zur Sterilisation gilt als Meilenstein der Asepsis im OP. Für den Einsatz sterilisierter Produkte gibt Schimmelbusch konkrete Handlungsanweisungen: „das früher so vielbeliebte Abspülen und Auswaschen mit Sublimat- respektive Carbollösungen ist auch bei den (Operations- wunden) möglichst zu vermeiden und durch ein Ab- und Austupfen mit sterilisirter Gaze zu ersetzen".

 

Die vorgestellte runde Trommel (Durchmesser 20 cm, Höhe 11 cm) stammt aus der Ambulanz der chirurgischen Universitätsklinik Innsbruck, erstanden 8/2016 am "Alten Hafen". Eine Besonderheit dieser Trommel ist die Tatsache, dass sich die mit Mull überzogenen Öffnungen nicht verschliessen lassen, die Sterilität also nicht lange vorhält. In der Tat handelt es sich NICHT um die klassische Trommel n. Schimmelbusch, sondern um ein Modell nach KONRICH, das sowohl im Boden als auch im Deckel über ein Filter verfügt.

 

Der Hygieniker Friedrich KONRICH wurde 1878 in Hooksiel (Oldenburg) geboren, 1935 kam er an die Militärärztlichen Akademie, ab 1937 finden wir ihn an der Spitze des Institutes für Hygiene und Infektionskrankheiten in Saarbrücken, von 1942 bis 1945 war er Präsident der Reichsanstalt für Wasser- und Luftgüte in Berlin, Oberfeldarzt von der Heeres-Sanitätsinspektion. Er war an "Be- und Entgiftungsversuchen" im KZ Neuengamme beteiligt. Er starb 1945 in Berlin.

 

Er schrieb:

Fr. Konrich, Die bakterielle Keimtötung durch Wärme; Desinfektion und Sterilisation durch Wärme. Zum Gebrauch in Krankenhäusern und bakteriologischen Laboratorien, für Ärzte, Apotheker und Gesundheitsingenieure, Ferdinand Enke Verlag, 1938. Rezension in: Umschau in Wissenschaft und Technik Heft 44, November 1940.

Fr. Konrich, Über die Sanierungsanstalten der deutschen Kriegsgefangenenlager, Gesundheits-Ingenieur 64(29) (1941) S. 399-404.

Fr. Konrich, Einführung in die Wehrhygiene, Verlag F. Enke, Stuttgart 1943.

 

Lit.:

Marion Ruisinger, Prof. Dr., Der Dampfsterilisator, in: Objektgeschichten, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Objekt Januar / Februar 2015.

 

 

Chirurgie


Sterilisier-Gerät (1)

 

 

Die Durchsetzung der Asepsis ist eng mit dem Namen Josef LISTER verbunden. Sein Prinzip war die Reinigung der Luft, der Hände des Operateurs und der Instrumente von pathogenen Keimen vorzunehmen, bevor diese mit offenen Wunden in Kontakt kamen. LISTER entschloss sich, hierzu die Wirkung chemischer Antiseptika der der physikalischen Mechanismen (Hitze, Filtrierung) vorzuziehen. Wem ist nicht der Begriff der Karbolsäure bekannt, besonders in Zusammenhang mit dem daraus abgeleiteten Spitznamen für Krankenschwestern.


Das Verfahren setzte sich sehr schnell weltweit durch, obwohl es nicht ganz ungefährlich für Operateur und Patient war. In Deutschland waren es der Leipziger Chirurg Carl TIERSCH und der Berliner Arzt James ISRAEL, der im Jüdischen Krankenhaus zu Berlin die Asepsis einführte. Spannend ist, dass sich das aseptische Prinzip zu einer Zeit durchsetzte, als man die Erreger der zu verhindernden Infektionen kaum kannte. Deren Erforschung machte sich Robert KOCH zur Aufgabe.

 

In seinen weiteren Forschungen entdeckte Robert KOCH in den siebziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts, dass einige inzwischen bekannte Erreger durch das bloße Benetzen mit verschieden prozentiger Karbolsäure keinesfalls komplett abgetötet werden konnten. Selbst andere aggressivere Desinfektionsmittel brachten nicht das gewünschte Resultat. So wandte er sich der Hitzedesinfektion zu, welche zu dieser Zeit bereits in einigen Krankenhäusern angewendet wurde. Erkannt hatte er indes durch seine Forschungen, dass es nicht ausreicht, nur die Lebendformen der Bakterien zu vernichten, sondern ganz besonders deren Fortpflanzungen, die entwicklungsfähigen Sporen. Sporen wurden von der einfachen Hitzedesinfektion jedoch nicht zerstört. Der Einsatz von Hitze kombiniert mit Wasserdampf folgte, nachdem KOCH entdeckte, dass Milzbrandsporen im kochenden Wasser keine zwei Minuten überlebten, in trockener Hitze für einen annähernden Effekt aber eine Zeit von 3h bei 140° nötig war.


Ein weiterer bekannter Mediziner aus Berlin machte sich um die Anwendung der theoretisch erarbeiteten Ergebnisse verdient - Kurt SCHIMMELBUSCH. In der 1892 zum ersten Mal erschienenen "Anleitung zur aseptischen Wundbehandlung" trat er entschieden für die Forschungsergebnisse KOCH's ein und konnte bereits hervorragende Ergebnisse dokumentieren. Hospitalbrand wurde unter der Berücksichtigung der aseptischen Wundbehandlung nahezu vollständig zurückgedrängt. Technischer Fortschritt ermöglichte die Konzipierung von Sterilisatoren. Der Chirurg war nicht länger der Erdulder des Schicksals, er konnte selbst den positiven Verlauf einer Wundheilung beeinflussen.


Bis heute hat sich an den Grundzügen der Schimmelbusch'schen Aseptik nicht viel geändert. Hinzu kamen lediglich die Anwendung von OP-Kitteln und -Handschuhen und die Desinfektion des OP-Feldes durch Jod.

 

Vorgestellt wird ein kleines Tischgerät der Pariser Fa. THENOT, zusammenlegbar. Feuerung mit Benzin resp. Spiritus. Derartige Geräte gestatteten eine einigermassen zuverlässige Abtötung der Lebendformen der gängisten Bakterien - oft im Beisein des Patienten, in dessen Wohnung. Somit hatten sie, wenn schon keinen wirklichen Desinfektionseffekt so doch einen erzieherischen, sprich Werbeeffekt auf das Klientel ...

Chirurgie


Sterilisier-Gerät (2)

 

 

Mit der Elektrifizierung unserer Praxen in den dreissiger Jahren wurde die Alkoholfeuerung ersetzt durch elektrischen Strom.

Vorgestellt wird ein kleines Tischgerät mit seitlichem 220 Volt-Stecker und reizvollen Porzellan-Griffen am Deckel.

 

 

Erstanden 2004 auf einem Antikmarkt in Echternach.

 

Nota: Sterilisation durch Auskochen allein ist heutzutage als Kunstfehler anzusehen und ist höchstens zur Desinfektion oder zur Notsterilisation im Katastrophenfall zu nutzen. In der modernen Praxis werden heute kleine Autoklaven benutzt, Dampfsterilisatoren, in denen das Sterilgut sowohl besonders hohen Temperaturen (>121°C) als auch einem hohen atmosphärischen Überdruck (>2 atü) ausgesetzt wird. Nur so können Sporen und gefährliche Keime wirklich abgetötet werden.

Lit.:
Herbert Dräger, Werner Gill, Instrumentenkunde, Materialien und Aufbau, Pflege und Umgang, 1990 Georg Thieme Verlag, Stuttgart.

Chirurgie


Sterilisier-Gerät (3)

 

 


Ähnlicher Kocher wie (2), diesmal mit einem Schalter, um die maximale Temperatur einzustellen. Aus dem Nachlass von Dr. Guillaume KOENER / Clerf.

Chirurgie


Teniers, Der Landchirurg

P1050963
 

 

"Der Land-Chirurg".

Kolorierter Druck eines Kupferstiches, der 1747 nach einem Gemälde des flämischen Maler David TENIERS dem Jüngeren (1610–1690) von Thomas Major (1720–1799) graviert wurde. Behandlungszimmer eines Chirugen, an den Wänden ausgestopfte und lebendige Tiere, Salbentöpfe und Instrumente, auf einem Hocker ein Mann, dessen Fuss behandelt wird. Im Vordergrund chirurgische Instrumente jener Zeit: Pelikan, Zahnzange, Hebel …

 

Streiten kann man, ob mehr Chirurg oder mehr Fusspfleger – der letzte Begriff frühestens belegt für das Jahr 1762 "Rousselot, chirurgien de Mgr le Dauphin, des Princes et de Mesdames, en cette partie, ancien chirurgien de M. le prince de Wirtemberg, Toilette des pieds, ou traité de la guérison des cors, verrues et autres maladies de la peau, 1762".

 

Zu David TENIERS

1633 erhielt TENIERS seinen Meistertitel und wurde in die Lukasgilde der Stadt Antwerpen aufgenommen, in der Maler, aber auch die Chirurgen korporiert waren – daher der freie Zugang zu den Arbeitsstätten der Kollegen. 1645/46 hatte er das Amt des Dekans der Lukasgilde inne. TENIERS schuf unter anderem bäuerliche Schenkstubenszenen mit Trinkern, Rauchern und Kartenspielern neben Motiven wie Volksfeste, Soldatenwachtstuben, Chirurgen, Bader, Alchimisten- und Hexenküchen – insgesamt an die 800 Werke sind erhalten. Unter seinen Mäzenen finden wir den österreichischen Statthalter (1746-1756) in Brüssel, Erzherzog Leopold Wilhelm (1614-1662), jüngster Sohn von Kaiser Ferdinand II und Begründer der Gemäldesammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien. TENIERS hat ihn 1651 inmitten seiner Gemäldesammlung im Palais von Brüssel portraitiert (jetzt Kunsthistorisches Museum, Wien). Für den Medizinhistoriker ist das Interesse des Erzherzogs (wie auch seines Bruders, Kaiser Friedrich III) an Alchemie sprich Goldmacherei erwähnenswert. 1656 richtete er in Wien ein Laboratorium „oberhalb des Ballhauses“ ein.

 

47x32.5 cm grosses Bild, Geschenk einer Patientin.

Chirurgie


Tenotom

Tenotom 

 

Aus der „Metzer Wunderkiste“ stammt dieses aussergewöhnliche Messer, ein Tenotom mit Schildpattgriff. „ténotomie, s.f. Syn. ténontotomie, opération qui consiste à sectionner un tendon pour redresser un membre, un segment de membre (pied bot) ou un organe (œil atteint de strabisme). On applique également ce terme à la section des brides fibreuses cicatricielles qui gènent certains mouvements ou maintiennent un membre ou un segment de membre en mauvaise position » (M. Garnier, Dictionnaire des termes techniques de médecine, Paris 1912).

 

Die Erfahrungen während der napoleonischen Feldzüge hatten die französischen Chirurgen erkühnen lassen. Begünstigt wurde die Forschungsarbeit am Problem „Klumpfuss“ durch mehrere prominente Patienten
- Maurice de Talleyrand (1754-1838), ein französischer Politiker.
- Walter Scott (1771-1832), ein englischer Schriftsteller.
- Georges Gorden, als Schriftsteller Lord Byron (1788-1824).


Diese drängten auf eine orthopädische oder operative Lösung, um in der Öffentlichkeit bestehen zu können – der Spezialschuh Talleyrands wird im Schloss von Valençay aufbewahrt….


Auf diesem Hintergrund wurde 1816 von Jacques Mathieu DELPECH (1777-1852) die Achillo-Tenotomie erfunden. Die Technik wurde auf andere Fehlstellungen ausgeweitet, als Jules René GUéRIN (1801-1886) die Ansicht verbreitete, alle Fehlstellungen seien auf Muskelschrumpfungen zurückzuführen. Auch in Deutschland fand die Methode ihre Eiferer. Johann Friedrich DIEFFENBACH (1792-1847), Georg Friedrich Ludwig STROMEYER (1804-1876) durchtrenntten Fuss- und Augenmuskeln.

 

Zum Eingriff der Sehnendurchtrennung schreibt das Larousse médical 1924 :
„Indications: Contracture ou rétraction musculaire entrainant une difformité (pied bot) ou une gêne fonctionnelle (strabisme, torticollis.
Opération: Elle se fait par la méthode sous-cutanée; on introduit le ténotome à plat par une incision faite dans un plis de la peau, puis on le glisse au-dessus ou au-dessous du tendon, jusqu’à ce qu’on soit parvenu à son bord opposé ; on retourne alors l’instrument et on sectionne par pression ».

Exzessive Tenotomien führten schliesslich zum Diskredit der Messerchen …

Chirurgie


Thorax, Drainage n. BÜLAU

 

 

  Schon der Pariser Internist Pierre-Charles Ed. POTAIN (1825-1901) hatte einen Aspirations-apparat ersonnen. Der Lungenspezialist (Chirurg und Internist) Gotthard BÜLAU (1835-1900) sollte ihn verbessern.

 

Biographie

Gotthard BÜLAU wurde am 27. Februar 1835 in Hamburg geboren als Sohn des Arztes Gustav Bülau (1799-1857). Ab 1854 Studium in Heidelberg und Göttingen, wo er 1858 promovierte. Im Herbst 1858 wurde er Assistenzarzt am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg, und blieb hier drei volle Jahre. Im Frühjahr 1867 wurde er Vertreter für den erkrankten Chefarzt des Hauses, Dr. Georg Karl Franz TÜNGEL (1816-1873). Als Volontärarzt blieb BÜLAU im Krankenhaus bis 1869, und wurde dann, nach der Pensionierung TÜNGEL’s, Chefarzt einer der 4 Sektionen für Innere Medizin des Hauses. Er blieb Chefarzt bis 1886, gab den Krankenhausposten dann auf, da seine zunehmende Privatpraxis ihm diese Tätigkerit unmöglich machte. 1888 praktizierte er "Alsterterrasse, 10, 1897 Mittelweg 13". BÜLAU starb am 20. Oktober 1900.

 

Prinzip

Am St. Georgs Krankenhaus in Hamburg ersann er ein "Wasserschloss", eine kontinuierliche Saugvorrichtung zum Entleeren von Pleurahöhlen, die nach dem Heberprinzip arbeitet. 1875 verband er eine Thoraxdrainage mit Dauersog und heilte so ein Pleuraempyem. Bei seiner Apparatur handelt sich "weder um einen besonderen Schlauch bzw. Katheter, noch um eine Flasche oder eine Lokalisation, sondern um das Prinzip des Dauersogs!" (Dr. med. Thomas Kiefer).

 

Indiziert ist das Ansetzen des Gerätes bei Patienten, bei denen sich (nach operativen Eingriffen und nach Entzündungen) der Pleuraraum mit Luft oder Flüssigkeit (Blut, Serum, Eiter) gefüllt hat (Pleuraempyem). Mit dem Gerät konnte man Flüssigkeit absaugen, aber ebenso Gas in den Brustkorb hineinpumpen. Diese Therapie, bekannt unter dem Namen "Kollapstherapie", war um 1900 die beste Behandlungsmöglichkeit der Lungentuberkulose. Der künstliche Pneumothorax wurde 1882 von dem Turiner Praktiker Carlo FORLANINI (1847-1918) beschrieben. Der Marburger Chirurg Ludolph BRAUER (1865–1951) führte die Methode 1906 in Deutschland ein. Während der spontane Pneumothorax nicht selten tödlich endet, ließen sich mit diesem kontrollierten Kollabieren der Lunge oft erstaunliche Erfolge erzielen. "Über ein System zweier, mit Wasser gefüllter kommunizierender Röhren lässt sich Unter- bzw. Überdruck erzeugen. Mittels einer an einem Schlauch angeschlossenen Punktionsnadel kann so Luft in den Pleuraraum eingefüllt bzw. abgesaugt werden. Der Effekt besteht in einer die Heilung begünstigenden Ruhigstellung der erkrankten Lunge.

 

Das Verfahren hat lange Zeit eine herausragende Rolle bei der Behandlung der Lungentuberkulose gespielt und wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Einführung antibiotischer Therapien abgelöst" (Michel Martin, Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin an der Ruhr-Universität Bochum). 

 

Technik

Einführung einer Drainagenadel über einen Führungsspiess im 2. oder 3. ICR parasternal.

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Holzkasten mit den Maßen 58x40x16,5 cm, der bis in die 70er Jahre in der St. Elisabeth-Klinik in Luxemburg im Einsatz war. Hersteller: Fa. P.A. Stoss Nachfolger in Wiesbaden, Inh. Max Helfferich - ein seit 1892 bestehendes Fachunternehmen, das noch heute am Kreuzberger Ring 36 in Wiesbaden existiert.

 

Link:
de.wikipedia.org/wiki/Thoraxdrainage

 

Lit.:
- G. Bülau, Für die Heber-Drainage bei Behandlung des Empyem, in: Zeitschrift für klinische Medicin, Berlin, 1891 S. 480-492.

- Paul E. Van Schil et al., Thoracic Drainage and the contribution of G. Bülau, in: Ann. Thoracic Surg. 1997, 64:1876.

Chirurgie


Trepan, Bohrkopf n. DOYEN

 

 

    Als besonderer Meister der Trepanation erwies sich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts der Wundarzt Roger FRUGARDI aus Salerno. Er hatte eine Methode entwickelt, seinen Patienten mit großer Präzision kreisrunde Knochenstücke aus dem Schädel zu sägen. Sein Werk "Practica chirurgiae", um 1180 erschienen, setzte neue Maßstäbe für die Zunft.

 

   Bis zur Erfindung des Kugeltrepans durch DOYEN im Jahr 1895 blieb der Krontrepan im Gebrauch. "Trepan à cliquet" resp. "vilebrequin" mit Kugelfräse nach Eugène-Louis DOYEN (1859-1916).

 

Zur Person von DOYEN
In Reims geboren im Dezember 1859 als Sohn des Bürgermeisters der Stadt, stieg er zum Star unter den französischen Chirurgen seiner Zeit auf - so kam es, dass er 1914 an das Sterbebett des Präsidenten der Republik Jean Jaurès gerufen wurde (wo er leider nichts mehr ausrichten konnte - doppelter Kopfschuss, Brustkorbschuss). Geschickt nutzte er die Möglichkeiten einer jungen Industrie: des Films. Zahnreiche Operations-filme entstanden unter seiner Anleitung - leider gingen die meisten verloren. Am 29. Juli 1889 führte er einen ersten Film auf einem Kongress in Edinburgh vor (ein Film zeigte einen Operationstisch aus seiner Erfindung, ein zweiter zeigte eine Hysterektomie, ein dritter eine Kraniotomie). In Frankreich wurde der erste chirurgische Film (trotz negativen Bescheides durch die "Academie de médecine" und den "Congrès de chirurgie de Paris") am 21. Oktober d.J. vorgeführt. Viel Wirbel gab es um einen Film der die Trennung von Siamesischen Zwillingen zeigte. An zwei publikumswirksamen Zwillingen des Zirkus Barnum&Baley vollführt, ohne jede hygienische Vorkehrung, ohne Maske, ohne sterile Handschuhe, lässt diese Inszenierung den Schluss zu, DOYEN habe vor allem sich selber in Szene setzen wollen. Verschlimmert wurde die Lage durch die Tatsache, dass der Film auf Kirmesplätzen landete - insgesamt ein schwerer Schlag gegen das Ansehen des Chirurgen. Auch die fragwürdige Transplantation von Krebsgewebe in eine kontralaterale, gesunde Brustdrüse durch DOYEN sorgte für berechtigte Kritik bei seinen Kollegen, die für diese Art der immunologischen Therapieversuche keinen Sensus hatten.
Nicht weniger tumultuös ging es im Privatleben des Chirurgen zu. Seine erste, 1884 in Tagnon /Ardennes mit Lucie Drumel (1863-1938) geschlossene Ehe wurde trotz dreier Kinder geschieden. 1907 heiratete er, nach mehreren Skandalen mit leichten Mädchen der Metropole, die Schauspielerin Andrée Laure Suzanne Marconnier.
DOYEN starb am 21.11.1916 in Paris und wurde auf dem Prominentenfriedhof Père-Lachaise begraben (er war Freimaurer und Freidenker), seine erste Frau liegt zusammen mit ihren Kindern in Tagnon beerdigt..

 

Indikationen der Trepanation

"Hollerich, 22. Juni. Gestern abend wurde der Arbeiter Debras aus Hollerich in hiesigem Stahlwerk von einer herabfallenden Schlacke am Kopfe getroffen. Der Unglückliche wurde in die Klinik am Fischmarkt befördert, wo heute morgen eine Schädeloperation vorgenommen wurde, welche gut verlaufen ist. Damit ist allerdings noch nicht alle Gefabr beseitigt. Debras ist verheiratet und Vater eines Kindes" (L.W. vom 22.6.1906).

Eine vergessene Indikation sind eklamptische Anfälle in der Schwangerschaft: Laut Wilhelm ZANGEMEISTER (1871-1930) kann die Trepanation bei Eklampsie lebensrettend wirken!

 

Exponat

Kurbelbohrer von Fred HASLAM in New York, Kugelfräse von Vincenz MULLER in Chicago

Herkunft: Ebay, Import aus den USA 

 

Link
www.stethonet.org/vpub/doyen/doyen.htm

 

Chirurgie


Trepanierter Schädel, Peru

 

 

Die Trepanation – die Eröffnung der knöcher- nen Schädeldecke - war der erste grosse chirurgische Eingriff, den Menschen ausführten. Dass man in grauer Vorzeit Schädel trepanierte, weiss man seit den Tagen des Landarztes Pierre Barthélémy PRUNIERES (1828-1893), der 1873 im Tal der Lozère in Südfrankreich Öffnungen in prähistorischen Schädeln fand. Dass diese am lebenden und überlebenden Patienten vorgenommen worden waren, erkannte sein Landsmann Paul BROCA (1824-1880). 1874 – auf einem Anthropologen- kongress in Lille zeigte ihm PRUNIERES einen seiner Schädel, und BROCA erkannte sofort den Kallus am Rand der Trepanationsöffnung, ein Beweis für das Überleben der operierten Person.

 

Die Überlebensrate der Trepanierten war in der Jungsteinzeit je nach Operateur unterschiedlich:
80% in Südostfrankreich
45% im Pariser Becken
90% in Mitteldeutschland.
In Südamerika betrug die Überlebensrate zu Beginn der Neuzeit 60-80%.

 

Drei Probleme galt es für den Operateur zu lösen:
- den Schmerz
- die Blutung
- die Infektion
Gegen den Schmerz half der Saft der Kokablätter. Der Operateur kaute die Blätter und liess den Speichel in die Wunde tropfen – eine Beobachtung spanischer Mönche in den Zeiten der Eroberung Amerikas...
Gegen die Blutung halfen Holzasche und Knochenmehl, vor allem aber Pflanzen mit einem hohem Anteil an Gerbstoffen. In den Anden ist der Gebrauch von Extrakten aus der Ratanhia-Wurzel nachgewiesen.
Gegen die Infektion des Operationsgebietes halfen Pflanzen mit antibiotischer Aktivität, vielleicht auch Verbände mit Honig. In Peru wurde faulendes Laub auf die Wunde gelegt, wobei man heutzutage davon ausgeht, dass Schimmelpilze, die in diesem Laub enthalten waren, antibiotikaähnliche Substanzen freisetzten. Dort, wo der Eingriff noch heute durchgeführt wird, beim Bantu-Stamm der Kisii im Westen Kenias, wäscht der „ababiri“, der Knochenspalter, die Operationswunde am Ende des Eingriffes mit Wasser aus, bestreicht sie mit warmem Fett und legt Bananenblätter auf die Wunde...

 

Zauberriten oder rationelle Behandlung von Schädelverletzungen? Nachdem man insbesondere bei prähistorischen Trepanationen anfänglich eher an magische Hintergründe dachte, zeigen jüngere Untersuchungen an operierten Schädeln im Peru bei der Mehrzahl der Schädel Restzustände nach Traumen. Offenbar entspricht die Trepanation einer besonderen Art der Kriegsführung jener Zeit, als man mit Schleuder und steinbewehrter Keule auf seinen Gegner eindrosch...

 

Exponat

Der vorgestellte Schädel stammt aus der aufgelösten Sammlung eines US-Diplomaten, der den Schädel um 1950 von einem Anthropologen in Lima erwarb. Fundort vermutlich die Halbinsel PARACAS, wo der Forscher Julio C. TELLO (1880-1947) ab 1925 hunderte dieser Schädel ausgrub. Die sog. Paracas-Zivilisation bestand von 800 v.Chr. bis etwa 200 n.Chr. Einen Grund für ihr Verschwinden konnten die Archäologen bis zum heutigen Tag nicht ausmachen.

Ähnliche Schädel fand man kürzlich beim Volk der Chachapoya, den "Wolkenmenschen", die in der Zeit von 800-1475 n.Chr. im Hochgebirge von Nordperu lebten. Von den Paracas hatten sie offenbar die Technik der Trepanation in Schabetechnik erlernt.

 

Die älteste Technik der Schädeleröffnung stellt vermutlich das sog. „Flächenschaben“ dar. In Peru wurde geschabt, aber auch gesägt, gemeisselt und gebohrt. Bei dem hier vorgestellten Schädel mit seiner typischen Doppeltrepanation wurde die Schabetechnik angewandt. Die Krackeleien auf der Schädeloberfläche haben wir nach den Aufnahmen weggewischt - sie zeugten von der besonders schnoddrigen Art mancher Zeitgenossen, mit den Resten ihrer Vorfahren umzugehen. Doch wollten wir in unserm kleinen Museum nicht diese "Autogramme", sondern den Schädel ausstellen mit seinen fein sauber abgeheilten Wundrändern.

 

Lit.:
Nystrom K.C.,Trepanation in the Chachapoya Region of Northern Peru, in: Int. J. Osteoarchaeol. 17: 39–51 (2007)
Verano JW., Trepanation in prehistoric South America: geographic and temporal trends over 2,000 years. In Trepanation: History, Discovery, Theory,Arnott R, Finger S, Smith CUM (eds). Swets and Zietlinger Publishers: Lisse; 223–236, 2003

 

Wer sich auf der Urlaubsreise den "Kick" eines trepanierten Schädels gönnen will, der gehe in die Normandie nach Avranches. Hier wird in der Basilika "Saint-Gervais-et-Saint-Protais" der Schädel des hl. Aubert ausgestellt als "le crâne avec l'emprinte du doigt de l'archange Michel" - in Wirklichkeit ein steinzeitlicher Schädel mit Spuren einer Trepanation. Neuere Untersuchen haben auch die Hypothese einer Schädelzyste aufkommen lassen in einem mittelalterlichen Schädel ...

 

Unsere Vorfahren, die Kelten, praktizierten zunächst die Schabetechnik. Wie ein nobles Luxusgut importierten sie irgendwann eine neue Trepanations-Methode aus dem Mittelmeergebiet in den Norden: das Aufbohren mittels Hohlbohrers, der ein rundes Knochenplättchen aus dem Schädel schnitt. Nicht selten wurden diese Schädel-Scheibchen in alten Zeiten als Amulett um den Hals getragen ...

 

Eine originelle Interpretation der Trepanation finden wir in einem Artikel im "Escher Tageblatt" vom 25.4.1941 den Schädel vom Monte Circeo bei Terracina betreffend: "Der Neanderthalmann wurde eines Tages mit einem spitzen Stein erschlagen. Dann wurde der Kopf am Hinterhaupt angebohrt, ihm die Gehirnmasse entnommen und - wahrscheinlich aus kultischen Beweggründen - von dem oder den Mördern verzehrt". Neuere Forschungen sprechen dafür, dass der Mann in Wirklichkeit von Hyänen angefallen worden war.

 

Nota: unser Schädel besitzt kein Inka-Bein (os interparietale). Dieser Schaltknochen am Hinterkopf kommt bei der südamerikanischen Population gehäuft vor (20%), während er in Europa deutlich seltener (8%) ist.

Chirurgie


Trephine

um 1900 

 

 

"Lamadeleine. 3. Okt. Der Feldhüter Libert Joh. erhielt am verflossenen 19. Aug., Abends auf offener Straße, von einer unbekannten Hand, den Schädel, eine halbe Handbreit, eingeschlagen. Trotz seiner schrecklichen Wunde wurde dieser Unglückliche während sechs Wochen am Leben erhalten, und bereits stand er von seinem Bette auf, um mit den Seinigen an demselben Tische zu essen, als sein Zustand sich in den letzten Tagen so sehr verschlimmerte, daß an sein Aufkommen nun mehr kaum zu denken ist. Die zwei Aerzte Hr. Dr. Lehnertz aus Rodingen und Hr. Dr. Stronck aus Aubange, haben, diesen Morgen die äußerst seltene und gefährliche Operation der Trepanation als letztes Rettungsmittel an ihm vollzogen" (L.W. vom 5.10.1878).

 

1885 wurde in Luxemburg ein Junge trepaniert:
"Luxemburg, 7. April. Der von den Neubauten an der neuen Eicher-Strasse herrührende Schutt wird bekanntlich in den Abhang abgelagert, der diese Strasse von dem Wege nach dem Pfaffenthale trennt. Am Samstag Abend gegen 5 Uhr spielten mehrere Knaben im Pfaffenthalerberg, als von jenem Schutte ein schwerer Stein sich abtrennte und über den Abhang hinwegschiessend, den 13jährigen Christoph Nimax derart am Kopf traf, dass er bewusstlos zusammenbrach. Der Stein hatte, durch den Hut dringend, die Hirnschale zerschlagen. Der hinzugerufene Arzt, Hr. Dr. Grechen, liess den Unglücklichen nach dem Hospitale bringen, wo von Herrn Grechen unter Assistenz der HH. Niedercorn und Cary eine Trepanation vorgenommen wurde. Ob der Junge wieder aufkommen wird, darf bezweifelt werden" ("Luxemburger Wort" vom 9.4.1885).

Offenbar genas der Junge, starb allerdings am 6.5.1893 im Alter von nur 21 Jahren "Buchführer, ehelos" (L.W. vom15.5.1893).

 

"Das Instrument, mit dem man ein rundes Stück aus dem Knochen ausbohrt, nennt man Trepan (Trephine); sein gezahntes, einer Kreissäge von etwa 1½ cm Durchmesser entsprechendes Ende heißt die Trepankrone. Das ausgesägte Knochenstück wird mit einem hebelartigen Instrument (Tirefond) herausgehoben und sodann der Fall je nach seiner individuellen Beschaffenheit weiter behandelt. Schon im Altertum, namentlich in der Kriegschirurgie, sehr häufig vorgenommen, gehört die T. jetzt zu den selten zur Ausführung kommenden Operationen, da sie früher außer bei Verletzungen auch bei Geisteskranken ausgeführt wurde (Wilhelm v. Saliceto). Auch das Brustbein hat man trepaniert, namentlich um Eitermassen, welche sich hinter demselben entwickelt hatten, zu entfernen. Unter allen Umständen ist die T. eine lebensgefährliche Operation, weil sie zu einer schweren ältern Verletzung eine nicht minder schwere neue hinzufügt" (Meyers Konversationslexikon).

 

Exponat

Von der Fa. Monnier wurde die "Tréphine à manche avec sa couronne" vertrieben. Das gleiche Modell wurde auch von der Fa. Esculape vertrieben.

Erworben in Brüssel im April 2001.

Chirurgie


Trokar (1)

 

 

Unter Trokar (lat. « acus triquetra“, dreikantige Nadel) versteht man eine, in einem Röhrchen steckende, dolchartige starke Nadel mit Griff und dreikantiger Spitze.

 

Trokar mit zentralem Einlauf

- oben: bereit zum Einstich

- unten: mit zurückgezogenem Stecher

 

Der hier vorgestellte Trokar mit Holzgriff und „schippchenförmigem“ Ausguss stammt aus der „Metzer Wunderkiste“ und dürfte Ende des 19. Jh. in Gebrauch gewesen sei