Pharmazie |
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Zäpfchen-Giessform (1) |
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Zäpfchen gibt es seit grauer Vorzeit. Schon die Aegypter kannten die kleinen Dinger, später die Griechen, die Römer. Im 19. Jahrhundert wurden Giessformen aus Metall entwickelt. Vorgestellt wird eine Form aus Zinn, aufklappbar, um das Zäpfchen zu entnehmen. Dazu diente ein Scharnier an der Basis. Das in unserer Form hergestellte Zäpfchen ist auffallend breit. Es dürfte sich also um ein Vaginalzäpfchen resp. ein OVULUM handeln. Fabrikant der Form war ein gew. E. FINOT, dessen Atelier in der Ile-de-France, in Asnières lag. Auf der Form die Inschrift: B(reve)té S.G.D.G. das heisst "sans garantie du gouvernement", eine Formel, die 1840 entstand und bis 1968 Bestand hatte ... |
Pharmazie |
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Zäpfchen-Giessform (2) |
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Die Herstellung von Zäpfchen kann durch Ausgießen der Mischung von geschmolzener Grundmasse und Arzneistoff in Gießformen oder durch Pressen der festen geraspelten Mischung in Pressformen erfolgen.
Als Zäpfchengrundmasse wird meist Adeps neutralis oder Oleum Cacao verwendet. Adeps neutralis (Neutralfett) wird aus pflanzlichen Ölen gewonnen. Durch chemischen Eingriff (Fetthärtung) werden Grundmassen mit guter Haltbarkeit und definiertem Schmelzverhalten hergestellt. Oleum Cacao (Kakaobutter) wird aus geröstetem und geschältem Kakaosamen ausgepresst. Da Kakaobutter leicht ranzig wird und etwas schwieriger zu verarbeiten ist, wird als Zäpfchengrundmasse an erster Stelle Adeps neutralis verwendet. Je nach verwendeter Grundmasse sind die Gießformen besonders zu behandeln. Die Verwendung von Oleum Cacao (Kakaobutter) macht ein Auspinseln der Formen mit Seifenspiritus erforderlich. Für Adeps neutralis (Neutralfett) ist keine Vorbehandlung notwendig. Nach dem Erstarren werden die fertigen Zäpfchen der Form entnommen und in Suppositorienschiebekästen oder Salbentiegel verpackt. Es gibt auch Kunststoffblister als Gießformen, die gleichzeitig als Verpackung dienen. Industriell gefertigte Zäpfchen werden vielfach in Alu-Folien oder Kunststoff eingeschweißt. |
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Zäpfchenpresse |
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Kleine Handpresse aus Holz mit einer Bleiform. Erstanden auf einem Flohmarkt in Ceillac-en-Queyras in den französischen Alpen. Zum Pressen wird die geraspelte Grundmasse mit den Arzneistoffen vorsichtig unter nicht zu starkem Druck gemischt. Diese Mischung wird in die Presse eingefüllt und in Formen gepresst. In jedem Fall muss der Wirkstoff mit der geraspelten Grundmasse vor dem Pressen homogen gemischt werden. Dies ist jedoch praktisch nie hundertprozentig zu erreichen, wodurch das Pressverfahren dem Gießverfahren in der erzielbaren Qualität der Zäpfchen unterlegen ist. Früher rieb man die gewünschten Arzneipulver mit Honig zusammen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde als Grundmasse die Kakaobutter verwendet und mit den Arzneien zunächst in Holzformen aus Buchsbaum gegossen. Etwa seit 1890 wurde das Ausgießen der vorsichtig geschmolzenen Masse in metallene Formen üblich. Die Kakaobutter schmilzt bei etwa 36 Grad Celsius und ist bis heute nicht nur in der Pharmazie, sondern auch in der Kosmetik und Lebensmittelindustrie eine wichtige Grundlage in der Herstellung geblieben. Heute dominiert die industrielle Fertigung. Doch so mancher Patient schwört auf das Wundermittel seiner Apotheke um die Ecke, das im Labor sorgfältig ausgetüftelt wurde.
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